Sonntag, 3. September 2017

Wiederaufbau in unterschiedlichen Communities

von Philip Herzog und Denise Kirchknopf

Das indigene Volk der Moken

Die Moken community ist eine Gemeinschaft an Seenomaden, welche sich vor vielen Jahren im Süden Thailands, in der Phang Nga Region niedergelassen haben. Die Moken verfügen über eine starke Verbindung zur Natur und ihren Vorfahren. Durch die über Generationen weitergegebenen Oral Histories, konnten sie sich ein umfangreiches Wissen über vergangene Naturkatastrophen bewahren. So sind sie in der Lage das Verhalten der Tiere, den Wellengang und die Wolkenarten als Vorboten bestimmter Naturereignisse zu deuten. Dieses Wissen half ihnen dabei die Anzeichen des Tsunami im Dezember 2004 rechtzeitig zu erkennen und sich auch dementsprechend in Sicherheit zu bringen. Wir hatten heute die Gelegenheit dieses indigene Volk in ihrem Dorf zu besuchen und ihre Traditionen und ihre Lebensweise kennenzulernen. In Baan Tab Tawan empfing uns ein Khun Wittawat Tepsong, Community Verwalter, im Mokeln Culture and Heritage Centre. Khun Wittawat erklärte uns, dass es noch unterschiedliche Untergruppen dieses indigenen Volkes gibt – nämlich die Moken, Moklen und Urak Lawoi. Diese Gruppen unterscheiden sich in ihren kulturellen Praktiken, Dialekten, Ursprungsmythen, Besiedlungsgebiete und Mobilitätsmuster.
Foto 1: Die Mädchen der Moken Community heißen uns mit einen Tanz wilkommen.

Post-Tsunami Wiederaufbau

Nachdem Tsunami wurde ein Teil der Häuser nach den Vorstellungen der Moken aufgebaut. Es handelt sich um simple Häuser, welche auf Pfeilern aus Zement errichtet sind. Diese Häuser sind aus einfachen, lokal vorfindbaren Materialien. Das Gerüst ist aus Holz, Wände aus Palmblätter. Diese Bauweise entspricht den idealen Vorstellungen der Moken und soll ein schnelles und einfaches Wiederaufbauen der Hütten im Falle einer erneuten Katastrophe ermöglichen. Die Zementpfeiler würden einem Tsunami standhalten und der Rest des Hauses kann, durch die simple Bauweise, sehr schnell aus eigener Kraft und ohne zusätzliche Hilfe wiederaufgebaut werden.
Foto 2: Traditionelles Holzhaus der Moken.

Veränderung der Livelihoods

Unser lokaler Experte Khun Wittawat berichtete, dass die Moken früher auf traditioneller Weise ihren Lebensunterhalt hauptsächlich mit dem Fischfang bestritten. In den letzten Jahrzenten hat sich die Lebensweise der Moken jedoch stark gewandelt. Der Raubbau an der Natur – sei es durch die Überfischung durch den kommerziellen Fischfang, oder die Zerstörung der natürlichen Lebensräume der Fische – führt zu einem sinkenden Ertrag aus der Fischerei. Die Geldökonomie zwingt die Moken zudem sich alternative Einkommensmöglichkeiten zu suchen wie als einfache Arbeiter im Bergbau oder in der Bauwirtschaft. Mittlerweile versuchen die Moken ihre Lebensweise, und ihre Verbundenheit zur Natur, auch an interessierte Touristen zu vermitteln. Dies versuchen sie in Form eines nachhaltigen und authentischen Tourismus zu realisieren. Zusätzlich sind die Moken der Meinung, dass diese Form des Tourismus dabei hilft die Landschaft zu schützen und die Region vor der Zerstörung durch großer Konzerne zu bewahren, denn nicht nur Naturkatastrophen bedrohen die Lebensgrundlage der Moken, sondern auch von Menschen geschaffene Umweltprobleme.
Foto 3: Der Community Verwalter der Moken zeigt Netze für den Fang von Kalamaren.
Foto 4: Spannende Diskussionsrunde über die livelihoods der Moken.

Podiumsdiskussion im Tsunami Memorial Museum

Am frühen Nachmittag besuchten wir das Tsunami Memorial Museum in Khao Lak. In diesem kleinen aber sehr schön aufbereiteten Museum trafen wir einen Vertreter der lokalen Administration, Betreiber von kleinen und mittleren Hotels, sowie Vertreter aus dem Gesundheitssektor und der Zivilgesellschaft. Diese Experten berichteten über ihre unterschiedlichen Erfahrungen mit dem Tsunami und Post-Tsunami Wiederaufbau. Die gesamte Infrastruktur Khao Laks wurde durch den Tsunami zerstört und musste neu aufgebaut werden. Nach Meinung einer der Experten, sorgte der Verlust eines Familienmitglieds des Königs von Thailand in Khao Lak für eine schnell einsetzende Soforthilfe. Während sich der Tourismus insgesamt in Khao Lak rasch erholt hat und mittlerweile die Bettenkapazitäten im Vergleich zu der Zeit vor dem Tsunami stark gestiegen sind (2000 Betten vor dem Tsunami, 6000 Betten heute), erfuhren wir von der Besitzerin eines kleinen Resorts, dass sie sich persönlich wegen mangelnden Ressourcen bis heute nicht von den Auswirkungen des Tsunamis erholen konnte. Die eingeladenen Experten berichteten, dass von staatlicher Seite ein Frühwarnsystem etabliert wurde, Evakuierungsrouten eingerichtete und jährlich Katastrophenschutzübungen durchgeführt werden. Ebenfalls wurde erzählt, dass sie zwar die Touristen informieren, die Tsunamigefahr jedoch auch nicht zu offensiv kommunizieren wollen, um Touristen nicht abzuschrecken.
Foto 5: Diskussionsrunde im Tsunami Memorial Museum.

Insgesamt konnten wir heute spannende Eindrücke und Informationen von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, über den Tsunami und Wiederaufbau nach der Katastrophe in der Region um Khao Lak sammeln.

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