Jessica Diez und Elina Zoppoth
Von der Fischerei zum Tourismus
Unser Vormittag in Koh Phi Phi begann mit einem
Gespräch mit Mr. Sommai. Dieser arbeitet für die Rak Koh Phi Phi Group, die Phi
Phi Conservation Group und ist ein Local Business Owner. Mr. Sommai berichtete,
dass die touristische Entwicklung auf der Insel Koh Phi Phi vor etwa 45 Jahren
einsetzte. Zu dieser Zeit waren die Fischerei und der Kokosnussanbau die
wichtigste Lebensgrundlage der damals Großteils muslimischen Bevölkerung. Der
Tourismus begann auf der Insel mit nur einfachen Gästehäusern und Hütten. Nur
wenige Touristen nahmen die Anreise mittels Fischerbooten auf sich. Dort wurden
sie von der lokalen Bevölkerung herumgeführt. Mr. Sommai meinte, dass es früher
auf Koh Phi Phi so ruhig war, dass die Bewohner durch das Geräusch von
fallenden Kokosnüssen erschrocken sind. Vor 25 Jahren setzte dann der
organisierte Tourismus ein. Es wurden Fährverbindungen nach Krabi und nach
Phuket eingerichtet. Damals handelte es sich hauptsächlich um Tagestouristen.
Die staatlichen Werbekampagnen um den Tourismus auf der Insel zu fördern waren
nicht ausschlaggebend, so Mr. Sommai. Viel mehr war es die Mundpropaganda durch
die heimkehrenden Touristen welche von Koh Phi Phi erzählten, die zu den steigenden
Touristenzahlen führten. Im Laufe der Zeit wurde die touristische
Infrastruktur immer weiter ausgebaut, sodass auch die Zahl der Besucher stieg.
Figure 1 - Mr. Sommai [mitte] erzählt uns von den Anfängen
des Tourismus
auf Koh Phi Phi
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Die Folgen des Tsunamis auf den Tourismus
Nach dem Tsunami
kam es zu einer kurzen Unterbrechung der touristischen Entwicklung auf Koh Phi
Phi. Die Insel wurde von beiden Seiten durch Tsunamiwellen getroffen. Auf dem einem
Ufer, direkt exponierten Ufer war die höchste Welle etwa 5 m hoch, auf dem
anderen etwa 3 m. Durch den Wasserstrom von zwei Seiten kam es zu einem
Strudel, welcher zu einer völligen Zerstörung des bebauten Gebietes beitrug. Mr.
Sommai berichtete, dass zirka 1000 Personen, sowohl Thailänder als auch
Touristen, auf der Insel ums Leben kamen. Viele werden bis heute noch vermisst. Nach der
Katastrophe half die Provinzregierung den Schutt zu entsorgen. Ein wesentlicher
Plan der Zentralregierung in Bangkok war es, das zerstörte Gebiet nicht wiederaufzubauen,
die Grundbesitzer zu enteignen und die Fläche als öffentlichen Raum zu nutzen.
Die touristische Infrastruktur sollte sich, so Mr. Sommai, auf den umliegenden Hügeln
Koh Phi Phis ansiedeln. Die lokale Bevölkerung und die lokale Administration wandte
sich jedoch gegen diesen Plan. Das heutige Inselbild von Koh Phi Phi ist daher
das Ergebnis des Kampfes der lokalen Bevölkerung, die sich dafür einsetzte,
dass die Infrastruktur jener vor dem Tsunami entsprach.
Schattenseiten des Tourismus
Fünf Jahre nach
dem Tsunami kam es zu einem Tourismusboom auf Koh Phi Phi, weshalb weitere Regeln
entwickelt werden mussten, wie die Ressourcen der Insel genutzt werden sollten.
Bereits vor dem Tsunami gab es keine Autos auf der Insel. Seit drei Jahren sind
auch Motorräder und Fahrräder verboten - nur für staatliche Institutionen dürfen
diese nutzen. Denn der zunehmende Platzmangel erhöhte das Unfallrisiko. Gegen
diese Regelung gab es vorerst Proteste. Die lokale Bevölkerung hat nach und
nach jedoch die Sinnhaftigkeit der Maßnahme anerkannt. Früher waren zudem
Glasflaschen auf der Insel verboten, da sie ein höheres Gewicht haben als
Plastikflaschen oder Dosen, und so deren Entsorgung teurer ist. Diese Regelung
ist heute jedoch nicht mehr in Kraft.
Durch die steigende Zahl an Inselbesuchern, nimmt auch die Menge an produzierten Abwässern und Abfall zu. Im Zuge dieser Entwicklung ist daher ein geregeltes Waste Water Management erforderlich. Die Phi Phi Protection Group kümmert sich daher um die Abwässer, die Müllentsorgung und die Korallenpflege auf der Insel. Sie kontrolliert Hotelbesitzer und straft diese, falls diese den Müll wahllos entsorgen, oder Abwässer ins Meer leiten. Außerdem sind Touristen bei der Ankunft auf der Insel veranlasst 20 Baht zu entrichten. Dieses Geld geht an die lokale Administration und wird für das Waste Management verwendet. Wir erfuhren auch, dass nach dem Tsunami die dänische Regierung eine Kläranlage auf der Insel errichtete, da die thailändische Regierung – so Mr. Sommai – kein Interesse hinsichtlich dieser Thematik hatte. Die Kapazität der Anlage war auf die Entsorgung der Abwässer nach dem Tsunami ausgerichtet. Mittlerweile bräuchte man jedoch aufgrund der steigenden Besucherzahlen eine Kläranlage, welche die doppelte Kapazität hat.
Figure 2 - Blick auf
die Kläranlage
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Figure 4 - Waste und Water Management aus der Sicht von
Mr. Sommai
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Der Tsunami aus der Sicht einer Schülerin
Der nächste
Programmpunkt war der Besuch der Ban Koh Phi Phi School und ein Gespräch mit
dem Schuldirektor Mr. Weerawat. Von ihm erfuhren wir, dass am Tag des Tsunamis
9 von 110 Schulkindern, sowie 67 Eltern ihr Leben verloren. Da der Tsunami sich
an einem Sonntag ereignete, waren dies hauptsächlich Kinder, welche zum Spielen
in die Schule gekommen sind. Zudem waren das Bewusstsein und das Wissen
gegenüber Tsunamis nur begrenzt vorhanden, sodass die Kinder das schnell
zurückziehende Meerwasser nicht richtig deuten konnten. Bis Mai 2005 wurde der
Schulbetrieb auf dem Festland weitergeführt. Nach dem Tsunami wurden alle 2
Monate Übungen durchgeführt. Zudem wurden Unterrichtseinheiten über
Naturkatastrophen und Tsunamis eingeführt. Der Schuldirektor berichtete jedoch
auch, dass die Übungen in den letzten Jahren nicht mehr in diesem Zeitabstand
durchgeführt wird, sondern nur mehr 2x jährlich erfolgt. Unmittelbar nach dem
Tsunami wurden in der Umgebung 11 Evakuation-Routes errichtet. Weiters befindet
sich nun im Schulgebiet ein erdbebensicheres Gebäude, in welches die Kinder im
Falle einer Naturkatastrophe evakuiert werden können. Im Laufe der Jahre sank
jedoch das Bewusstsein hinsichtlich des Tsunamirisikos, sodass beispielsweise
Evakuationsrouten zu Business Areas umfunktioniert worden sind.
Als
abschließender essentieller Input, erzählte uns eine ehemalige Schülerin von
ihren Erinnerungen an die Tsunamikatastrophe.
Figure 5 - Eine ehemalige Schülerin berichtet uns von der
Tsunamikatastrophe (mitte),
Schuldirektor Weerawat (rechts)
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Figure 6 - Eingang der Ban Koh Phi Phi School
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