Dienstag, 5. September 2017

Koh Phi Phi- Mehr als nur ein Urlaubsparadies

 Jessica Diez und Elina Zoppoth
 

Von der Fischerei zum Tourismus

 

Unser Vormittag in Koh Phi Phi begann mit einem Gespräch mit Mr. Sommai. Dieser arbeitet für die Rak Koh Phi Phi Group, die Phi Phi Conservation Group und ist ein Local Business Owner. Mr. Sommai berichtete, dass die touristische Entwicklung auf der Insel Koh Phi Phi vor etwa 45 Jahren einsetzte. Zu dieser Zeit waren die Fischerei und der Kokosnussanbau die wichtigste Lebensgrundlage der damals Großteils muslimischen Bevölkerung. Der Tourismus begann auf der Insel mit nur einfachen Gästehäusern und Hütten. Nur wenige Touristen nahmen die Anreise mittels Fischerbooten auf sich. Dort wurden sie von der lokalen Bevölkerung herumgeführt. Mr. Sommai meinte, dass es früher auf Koh Phi Phi so ruhig war, dass die Bewohner durch das Geräusch von fallenden Kokosnüssen erschrocken sind. Vor 25 Jahren setzte dann der organisierte Tourismus ein. Es wurden Fährverbindungen nach Krabi und nach Phuket eingerichtet. Damals handelte es sich hauptsächlich um Tagestouristen. Die staatlichen Werbekampagnen um den Tourismus auf der Insel zu fördern waren nicht ausschlaggebend, so Mr. Sommai. Viel mehr war es die Mundpropaganda durch die heimkehrenden Touristen welche von Koh Phi Phi erzählten, die zu den steigenden Touristenzahlen führten. Im Laufe der Zeit wurde die touristische Infrastruktur immer weiter ausgebaut, sodass auch die Zahl der Besucher stieg.  

Figure 1 - Mr. Sommai [mitte] erzählt uns von den Anfängen des Tourismus 
auf Koh Phi Phi

Die Folgen des Tsunamis auf den Tourismus

 

Nach dem Tsunami kam es zu einer kurzen Unterbrechung der touristischen Entwicklung auf Koh Phi Phi. Die Insel wurde von beiden Seiten durch Tsunamiwellen getroffen. Auf dem einem Ufer, direkt exponierten Ufer war die höchste Welle etwa 5 m hoch, auf dem anderen etwa 3 m. Durch den Wasserstrom von zwei Seiten kam es zu einem Strudel, welcher zu einer völligen Zerstörung des bebauten Gebietes beitrug. Mr. Sommai berichtete, dass zirka 1000 Personen, sowohl Thailänder als auch Touristen, auf der Insel ums Leben kamen. Viele  werden bis heute noch vermisst. Nach der Katastrophe half die Provinzregierung den Schutt zu entsorgen. Ein wesentlicher Plan der Zentralregierung in Bangkok war es, das zerstörte Gebiet nicht wiederaufzubauen, die Grundbesitzer zu enteignen und die Fläche als öffentlichen Raum zu nutzen. Die touristische Infrastruktur sollte sich, so Mr. Sommai, auf den umliegenden Hügeln Koh Phi Phis ansiedeln. Die lokale Bevölkerung und die lokale Administration wandte sich jedoch gegen diesen Plan. Das heutige Inselbild von Koh Phi Phi ist daher das Ergebnis des Kampfes der lokalen Bevölkerung, die sich dafür einsetzte, dass die Infrastruktur jener vor dem Tsunami entsprach. 

Schattenseiten des Tourismus

 

Fünf Jahre nach dem Tsunami kam es zu einem Tourismusboom auf Koh Phi Phi, weshalb weitere Regeln entwickelt werden mussten, wie die Ressourcen der Insel genutzt werden sollten. Bereits vor dem Tsunami gab es keine Autos auf der Insel. Seit drei Jahren sind auch Motorräder und Fahrräder verboten - nur für staatliche Institutionen dürfen diese nutzen. Denn der zunehmende Platzmangel erhöhte das Unfallrisiko. Gegen diese Regelung gab es vorerst Proteste. Die lokale Bevölkerung hat nach und nach jedoch die Sinnhaftigkeit der Maßnahme anerkannt. Früher waren zudem Glasflaschen auf der Insel verboten, da sie ein höheres Gewicht haben als Plastikflaschen oder Dosen, und so deren Entsorgung teurer ist. Diese Regelung ist heute jedoch nicht mehr in Kraft.

Durch die steigende Zahl an Inselbesuchern, nimmt auch die Menge an produzierten Abwässern und Abfall zu. Im Zuge dieser Entwicklung ist daher ein geregeltes Waste Water Management erforderlich. Die Phi Phi Protection Group kümmert sich daher um die Abwässer, die Müllentsorgung und die Korallenpflege auf der Insel. Sie kontrolliert Hotelbesitzer und straft diese, falls diese den Müll wahllos entsorgen, oder Abwässer ins Meer leiten. Außerdem sind Touristen bei der Ankunft auf der Insel veranlasst 20 Baht zu entrichten. Dieses Geld geht an die lokale Administration und wird für das Waste Management verwendet. Wir erfuhren auch, dass nach dem Tsunami die dänische Regierung eine Kläranlage auf der Insel errichtete, da die thailändische Regierung – so Mr. Sommai – kein Interesse hinsichtlich dieser Thematik hatte. Die Kapazität der Anlage war auf die Entsorgung der Abwässer nach dem Tsunami ausgerichtet. Mittlerweile bräuchte man jedoch aufgrund der steigenden Besucherzahlen eine Kläranlage, welche die doppelte Kapazität hat. 

Figure 2 - Blick auf die Kläranlage
Figure 3 - Umweltprobleme im Paradies
Figure 4 - Waste und Water Management aus der Sicht von Mr. Sommai


Der Tsunami aus der Sicht einer Schülerin

 

Der nächste Programmpunkt war der Besuch der Ban Koh Phi Phi School und ein Gespräch mit dem Schuldirektor Mr. Weerawat. Von ihm erfuhren wir, dass am Tag des Tsunamis 9 von 110 Schulkindern, sowie 67 Eltern ihr Leben verloren. Da der Tsunami sich an einem Sonntag ereignete, waren dies hauptsächlich Kinder, welche zum Spielen in die Schule gekommen sind. Zudem waren das Bewusstsein und das Wissen gegenüber Tsunamis nur begrenzt vorhanden, sodass die Kinder das schnell zurückziehende Meerwasser nicht richtig deuten konnten. Bis Mai 2005 wurde der Schulbetrieb auf dem Festland weitergeführt. Nach dem Tsunami wurden alle 2 Monate Übungen durchgeführt. Zudem wurden Unterrichtseinheiten über Naturkatastrophen und Tsunamis eingeführt. Der Schuldirektor berichtete jedoch auch, dass die Übungen in den letzten Jahren nicht mehr in diesem Zeitabstand durchgeführt wird, sondern nur mehr 2x jährlich erfolgt. Unmittelbar nach dem Tsunami wurden in der Umgebung 11 Evakuation-Routes errichtet. Weiters befindet sich nun im Schulgebiet ein erdbebensicheres Gebäude, in welches die Kinder im Falle einer Naturkatastrophe evakuiert werden können. Im Laufe der Jahre sank jedoch das Bewusstsein hinsichtlich des Tsunamirisikos, sodass beispielsweise Evakuationsrouten zu Business Areas umfunktioniert worden sind.
Als abschließender essentieller Input, erzählte uns eine ehemalige Schülerin von ihren Erinnerungen an die Tsunamikatastrophe.
 
Figure 5 - Eine ehemalige Schülerin berichtet uns von der Tsunamikatastrophe (mitte), 
Schuldirektor Weerawat (rechts)
Figure 6 - Eingang der Ban Koh Phi Phi School
 
     

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