Diskussionsrunde mit Strandflair im Ton Sai Restaurant
Abbildung 1: Schauplatz der ersten
Gruppendiskussion des Tages: Das Ton Sai Restaurant
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Am Morgen des sechsten Septembers hatten wir unser
erstes Treffen mit unterschiedlichen Akteuren im Ton Sai Restaurant am Strand
von Koh Phi Phi. Dort sprach zuerst Mr. Palm zu uns. Er ist nicht nur Präsident
der Phi Phi Business Association, sondern auch einer der größten Landbesitzer
auf Phi Phi. Mr. Palm berichtete von der Zeit des Wiederaufbaus. Am Tag des
Tsunamis war er zwar selbst in Boston,
aber die Familie war durch den Besitz von Hotels und Land auf Koh Phi Phi
direkt involviert. Durch den Tsunami wurden große Teile der „Stadt“ auf Koh Phi
Phi als auch die Hotels von Palms Familie zerstört. Um die Betreiber von
Tourismusbetrieben wieder dazu zu bewegen, ihre Geschäfte auf Phi Phi wieder
aufzubauen, gewährt Mr. Palms Familie den Mieter eine Mietbefreiung von einem
Jahr und eine Mietreduzierung von einem weiteren Jahr. Diese Maßnahme hat
entscheidend dazu beigetragen, den Tourismus auf Phi Phi schnell wieder in Gang
zu setzen.
Als zweites bekamen wir einen Input von Mr. Andrew,
Bewohner in Phi Phi seit 25 Jahren, Betreiber einer Tauschschule und Initiator
der nach dem Tsunami einsetzenden „Voluntourism“ – der ein wichtiger Aspekt des
Wiederaufbaus auf Phi Phi darstellt. Er selbst hat den Tsunami miterlebt. Seine
Geschäfte auf der Insel wurden komplett zerstört. Er berichtete, dass die meisten
Bewohner die Insel nach dem Vorfall verließen. Nicht nur die Zerstörung sondern
auch der Schutt auf Land und v.a. unter Wasser stellte eine gewaltige
Herausforderung dar, für die eine Lösung gefunden werden musste. Ein Teil der
Lösung stellten die Volunteers dar. Insgesamt arbeiteten in anderthalb Jahren rund
3000 „Volun-Touristen“ daran, die Verwüstung zu beseitigen. Andrew und seine freiwilligen
Helfer konzentrierten sich dabei auf die Reinigung des Meeres: Kühlschränke,
Häuserteile und auch ein Leichnam (4 Monate nach dem Tsunami) wurden geborgen. Die
Entsorgung des Schutts auf dem Festland wurde von der lokalen Administration durchgeführt.
Als nächster Sprecher folgte Bang Korni von der Ao
Nang Sub-District Administrative Organisation. Auch er betonte, dass nach dem
Tsunami alle zusammenarbeiteten. Die Hauptaufgabe war es, vor allem die
Infrastruktur wiederherzustellen. Zu dieser Zeit fehlte es an Strom, Wasser und
einem Straßennetz. Die Regierungen von Dänemark und Finnland leistete dabei
wichtige Hilfe in Bezug auf den Aufbau der Infrastruktur (z.B.
Unterwasserstromkabel, Kläranlage). Neben dem Wiederaufbau wurden auch
Maßnahmen der Katastrophenvorsorge durchgeführt (Evakuierungsrouten,
Katastrophenschutzübungen etc.).
Der abschließende Sprecher Bang Wan legte die
Perspektive eines Betreibers eines kleinen Tourismusbetriebs dar. Er selbst lebt
schon seit 30 Jahren auf Koh Phi Phi und war lange Kapitän der Fähre zwischen Phi
Phi, Phuket und Krabi. Er bezeichnete den Tourismus als Lebensgrundlage der
lokalen Bevölkerung. Aus dieser Aussage wurde noch einmal deutlich, wie wichtig
der erwähnte Wiederaufbau für die Insel und das Inselüberleben war und ist. Bang
Wan berichtete, dass sie heute zwar ein offizielles „early warning“ System
haben, aber die Erfahrung sowie die zahlreichen Möglichkeiten der
Informationsbeschaffung durch Fernsehen und soziale Medien dazu führen, dass
sie erheblich besser vorbereitet sind.
Krankenhausbesuch
Nach dem Mittagessen besuchten wir das lokale
Krankenhaus. In diesem erhielten wir von der Krankenschwester Ms. Noo einen
Vortrag. Sie begann mit einer allgemeinen Beschreibung der Insel, bei der sie
die Vorteile wie das schöne Meer hervorhob. In der Folge ging sie näher auf das
Krankenhaus ein: es handelt sich um ein staatliches Krankenhaus, welches am Tag
circa 50-60 ambulante Fälle und 2-3 stationäre Fälle behandelt. Wenn es die
medizinische Situation erfordert, erfolgt ein Transport ans Festland. Hierbei
gibt es Kooperationen mit den Spitälern in Phuket und Krabi.
Danach zeigte sie uns Bilder der Zerstörung des
Tsunamis. Sie beschrieb es als eine neue Situation, auf die sie nicht
vorbereitet waren. Nach dem Tsunami wurden alle Patienten auf das Festland gebracht. Auf
Ko Phi Phi wurde der Krankenhausbetrieb mit Ärzten und Krankenschwestern vom
Festland aufrecht erhalten. Die Leichen wurden mit dem Schiff auf das Festland gebracht, wo
sie größtenteils identifiziert werden konnten.
Abbildung 2: Schwester Noo und Prof. Dr.
Sakdapolrak als Übersetzer leiten die Gruppendiskussion
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Für den Fall eines erneuten Tsunamis meinte die
Krankenschwester, dass die Bewohner und das Krankenhaus gut vorbereitet seien. Im
Falle einer Katastrophenwarnung, würden alle Patienten in den dritten Stock des
Nachbargebäudes gebracht werden. Dort gibt es alle medizinischen Geräte sowie
eine Notstromversorgung für 8 Stunden. Abschließend wurde noch angeführt, dass
beim letzten Erdbeben und darauf folgender Tsunamiwarnung viele Thai nicht
gleich die Flucht auf die Hügel ergriffen hatten, sondern sich zunächst trafen
um etwas zu Essen und für die Flucht zu stärken.
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