Abfahrt um 5:00
im Qlassic Hotel, Abflug um 7:40 in Kuala Lumpur nach Banda Aceh. Leider hatte
der Flug um eine Stunde Verspätung, da er aufgrund des heftigen Regens nicht
starten konnte. Mit einem
mulmigen Gefühl begaben wir uns auf eine Reise ins Unbekannte, insbesondere
aufgrund der selektiven negativen Berichterstattung in den europäischen Medien über Aceh und seinen
streng islamischen Glauben. In den Medien wird häufig das einseitige Bild eines
intoleranten Islams vermittelt, der Regelverstöße mit öffentlichen
Auspeitschungen ahndet. Nach einer knappen Stunde Flugzeit landeten wir im
sonnigen Aceh.
Erste Eindrücke
Auf der
Busfahrt zu unserem Hotel in Banda Aceh, dem „17 (tujuhbelas) Hotel, konnten
wir uns gleich einen Eindruck von Aceh machen. Begleitet von Shadia Marhaban,
einer ehemaligen Aktivistin der GAM (Bewegung Freies Aceh) und Herrn Stange
bekamen wir erste Erläuterungen und Erklärungen zur Hauptstadt der
indonesischen Provinz. Im Hotel wurden wir dann von einem Empfangskomitee
begrüßt und mit einer traditionellen acehischen Tanzeinlage überrascht - eine
sehr herzliche und beeindruckende Willkommensgeste. Bereits auf der Busfahrt
zum Hotel haben uns die Menschen interessiert angeschaut und teilweise gewinkt,
was dem in vielen Medien vermittelten Eindrücken so gar nicht zu entsprechen schien.
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Abbildung 2: Begrüẞungstanz bei unserer Ankunft im Hotel |
Unser modernes
und leicht luxuriöses Hotel spiegelt nicht wirklich das Leben von Banda Aceh
wieder und sticht im Vergleich zu vielen anderen Häusern der Stadt deutlich heraus.
Unser erster Eindruck von Banda Aceh war recht befremdlich. Es erschien uns,
als seien wir in einer anderen Welt angekommen – vor allem im Vergleich zum „megaurbanen“
Kuala Lumpur, wo unsere Reise am Tag zuvor begonnen hatte. Uns wurde schnell
klar, in Aceh ticken die Uhren anders. Das Stadtbild wird von kleinen Häusern
von maximal 4 Stockwerken geprägt und wirkt sehr zersiedelt.
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Abbildung 3: Straẞenbild in Banda Aceh |
Die Straßen sind
gesäumt von vielfach einfachen und doch charmanten Häusern, vor welchen oft
Hühner, Ziegen oder auch Kühe frei herumlaufen – ein in Wien kaum vorstellbares
Erlebnis. Hochhäuser, Leuchtreklamen oder Filialen großer Handelsketten sucht
man hier vergeblich. Dafür gibt es zahlreiche, teils winzige Privatläden für
jeden Bedarf. Das Leben spielt sich hier viel im Freien ab. So sahen wir
zahlreiche Menschen, welche zum Teil auf dem Bürgersteig sitzend ihrer
Beschäftigung (z.B. Obst schneiden) nachgingen. Verkehr gibt es in der Stadt
zum größten Teil in Form von Motorräder, auf denen alles und jeder
transportiert wird: von Vogelkäfigen über riesige Holzplatten oder Mütter,
welche während der Fahrt auf dem Rücksitz ihrem Baby die Flasche geben. Obwohl
die Stadt durch den Tsunami 2004 zu großen Teilen zerstört wurde, wie wir bei
unserem Besuch im Tsunami Museum geschildert bekamen, und die Gebäude daher
alle noch nicht alt sind, wirkten sie dennoch oftmals recht alt und baufällig
auf uns. Zudem scheinen Straßenbau und Raumplanung hier etwas anders zu funktionieren
als in Österreich.
Auf Erkundungstour in Banda Aceh
Bei dem Besuch des Tsunami-Museums hielt unsere Museumsführerin ein Plädoyer, in welchem unter anderem der starke religiöse Einfluss in Aceh sowie die Vorbehalte vieler Aceher gegenüber Jakarta zu Ausdruck kamen. Eine Folge des jahrzehntelangen bewaffneten Konfliktes zwischen der GAM und der indonesischen Zentralregierung. Die vielen Moscheen, fast ausnahmslos verschleierten Frauen und auch der Gebetsteppich im Hotelzimmer ließen uns den Eindruck gewinnen, dass Glaube und Religion das gesellschaftliche Leben hier maßgeblich prägen. Einen besonderen Eindruck hinterließ an dem Tag bei uns auch das riesige, vom Tsunami an Land gespülte Elektrizitätsschiff, in welchem heute ein Museum eingerichtet ist. Das Schiff ist Zeugnis der zerstörerischen Kraft der Riesenwellen, die am 26.12.2004 über Aceh und seine Menschen hinwegrollten.![]() | ||
Abbildung 5: vom Tsunami angespültes Schiffswrack |
‚Stars‘ aus Europa?
Verblüfft waren
wir auch, dass unsere Gruppe ständig, wie auch bei den Museumsbesuchen, von den
Einheimischen fotografiert wurde. Gleichwohl das niemanden aus der Gruppe gestört
hat und wir es im Gegenteil sogar als amüsant empfanden. Wer will nicht mal ein
Star sein? Ein weiteres Beispiel war, als sich einige von uns vom Hotel auf den
Weg zum Bankomat hier in der Nähe machten und sogleich von begeisterten Kindern
an die Hand genommen und liebenswert um ein gemeinsames Foto gebeten wurden.
Insgesamt
scheint Aceh von der Globalisierung teilweise vergessen worden zu sein, wodurch
es sich vielleicht aber auch seine Authentizität bewahrt hat. Was uns außerdem
sehr berührt hat, war der Nationalstolz und die Liebe zur Heimat, die uns die
Menschen vermittelten, die wir kennen gelernt haben. Vor allem haben uns die
Geschichten von der ehemaligen GAM-Aktivistin Shadia fasziniert. Sie hat im
Kampf für ihr Land und ihre Menschen viele Opfer gebracht.
Tagesabschluss
Den Tag haben
wir dann in einer gemütlichen Runde in einem Restaurant beendet, wo alle
eingeladen wurden, die uns an dem Tag begleitet haben. Dabei ist uns
aufgefallen, dass wir hier vergebens nach einem Messer am Tische gesucht haben,
da es hier üblich ist mit den Händen oder mit dem Löffel zu essen. Außerdem ist
uns aufgefallen, dass sehr scharf gegessen wird. Allerdings sind Geschmäcker
nun einmal verschieden. So auch in unsere Reisegruppe, wie an den
Gesichtsausdrücken beim Essen unschwer zu erkennen war. Abschließend kann man
sagen, dass die Leute einen sehr positiven ersten Eindruck bei uns hinterlassen
haben - sehr freundlich, oft lächelnd, sehr nahbar wie kontakfreudig und
hilfsbereit waren. Wir sind gespannt und freuen uns schon auf die folgenden
Tage und Erlebnisse.
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