Samstag, 26. August 2017

Ankunft in Aceh



Abfahrt um 5:00 im Qlassic Hotel, Abflug um 7:40 in Kuala Lumpur nach Banda Aceh. Leider hatte der Flug um eine Stunde Verspätung, da er aufgrund des heftigen Regens nicht starten konnte. Mit einem mulmigen Gefühl begaben wir uns auf eine Reise ins Unbekannte, insbesondere aufgrund der selektiven negativen Berichterstattung  in den europäischen Medien über Aceh und seinen streng islamischen Glauben. In den Medien wird häufig das einseitige Bild eines intoleranten Islams vermittelt, der Regelverstöße mit öffentlichen Auspeitschungen ahndet. Nach einer knappen Stunde Flugzeit landeten wir im sonnigen Aceh.

 
Abbildung 1: Aceh in Ausblick

Erste Eindrücke

Auf der Busfahrt zu unserem Hotel in Banda Aceh, dem „17 (tujuhbelas) Hotel, konnten wir uns gleich einen Eindruck von Aceh machen. Begleitet von Shadia Marhaban, einer ehemaligen Aktivistin der GAM (Bewegung Freies Aceh) und Herrn Stange bekamen wir erste Erläuterungen und Erklärungen zur Hauptstadt der indonesischen Provinz. Im Hotel wurden wir dann von einem Empfangskomitee begrüßt und mit einer traditionellen acehischen Tanzeinlage überrascht - eine sehr herzliche und beeindruckende Willkommensgeste. Bereits auf der Busfahrt zum Hotel haben uns die Menschen interessiert angeschaut und teilweise gewinkt, was dem in vielen Medien vermittelten Eindrücken so gar nicht zu entsprechen schien.

Abbildung 2: Begrüẞungstanz bei unserer Ankunft im Hotel

Unser modernes und leicht luxuriöses Hotel spiegelt nicht wirklich das Leben von Banda Aceh wieder und sticht im Vergleich zu vielen anderen Häusern der Stadt deutlich heraus. Unser erster Eindruck von Banda Aceh war recht befremdlich. Es erschien uns, als seien wir in einer anderen Welt angekommen – vor allem im Vergleich zum „megaurbanen“ Kuala Lumpur, wo unsere Reise am Tag zuvor begonnen hatte. Uns wurde schnell klar, in Aceh ticken die Uhren anders. Das Stadtbild wird von kleinen Häusern von maximal 4 Stockwerken geprägt und wirkt sehr zersiedelt.

Abbildung 3: Straẞenbild in Banda Aceh



 
Abbildung 4: 17 Hotel

Die Straßen sind gesäumt von vielfach einfachen und doch charmanten Häusern, vor welchen oft Hühner, Ziegen oder auch Kühe frei herumlaufen – ein in Wien kaum vorstellbares Erlebnis. Hochhäuser, Leuchtreklamen oder Filialen großer Handelsketten sucht man hier vergeblich. Dafür gibt es zahlreiche, teils winzige Privatläden für jeden Bedarf. Das Leben spielt sich hier viel im Freien ab. So sahen wir zahlreiche Menschen, welche zum Teil auf dem Bürgersteig sitzend ihrer Beschäftigung (z.B. Obst schneiden) nachgingen. Verkehr gibt es in der Stadt zum größten Teil in Form von Motorräder, auf denen alles und jeder transportiert wird: von Vogelkäfigen über riesige Holzplatten oder Mütter, welche während der Fahrt auf dem Rücksitz ihrem Baby die Flasche geben. Obwohl die Stadt durch den Tsunami 2004 zu großen Teilen zerstört wurde, wie wir bei unserem Besuch im Tsunami Museum geschildert bekamen, und die Gebäude daher alle noch nicht alt sind, wirkten sie dennoch oftmals recht alt und baufällig auf uns. Zudem scheinen Straßenbau und Raumplanung hier etwas anders zu funktionieren als in Österreich. 

Auf Erkundungstour in Banda Aceh

Bei dem Besuch des Tsunami-Museums hielt unsere Museumsführerin ein Plädoyer, in welchem unter anderem der starke religiöse Einfluss in Aceh sowie die Vorbehalte vieler Aceher gegenüber Jakarta zu Ausdruck kamen. Eine Folge des jahrzehntelangen bewaffneten Konfliktes zwischen der GAM und der indonesischen Zentralregierung. Die vielen Moscheen, fast ausnahmslos verschleierten Frauen und auch der Gebetsteppich im Hotelzimmer ließen uns den Eindruck gewinnen, dass Glaube und Religion das gesellschaftliche Leben hier maßgeblich prägen. Einen besonderen Eindruck hinterließ an dem Tag bei uns auch das riesige, vom Tsunami an Land gespülte Elektrizitätsschiff, in welchem heute ein Museum eingerichtet ist. Das Schiff ist Zeugnis der zerstörerischen Kraft der Riesenwellen, die am 26.12.2004 über Aceh und seine Menschen hinwegrollten.


Abbildung 5: vom Tsunami angespültes Schiffswrack

‚Stars‘ aus Europa?

Verblüfft waren wir auch, dass unsere Gruppe ständig, wie auch bei den Museumsbesuchen, von den Einheimischen fotografiert wurde. Gleichwohl das niemanden aus der Gruppe gestört hat und wir es im Gegenteil sogar als amüsant empfanden. Wer will nicht mal ein Star sein? Ein weiteres Beispiel war, als sich einige von uns vom Hotel auf den Weg zum Bankomat hier in der Nähe machten und sogleich von begeisterten Kindern an die Hand genommen und liebenswert um ein gemeinsames Foto gebeten wurden.

Insgesamt scheint Aceh von der Globalisierung teilweise vergessen worden zu sein, wodurch es sich vielleicht aber auch seine Authentizität bewahrt hat. Was uns außerdem sehr berührt hat, war der Nationalstolz und die Liebe zur Heimat, die uns die Menschen vermittelten, die wir kennen gelernt haben. Vor allem haben uns die Geschichten von der ehemaligen GAM-Aktivistin Shadia fasziniert. Sie hat im Kampf für ihr Land und ihre Menschen viele Opfer gebracht.  

Tagesabschluss

Den Tag haben wir dann in einer gemütlichen Runde in einem Restaurant beendet, wo alle eingeladen wurden, die uns an dem Tag begleitet haben. Dabei ist uns aufgefallen, dass wir hier vergebens nach einem Messer am Tische gesucht haben, da es hier üblich ist mit den Händen oder mit dem Löffel zu essen. Außerdem ist uns aufgefallen, dass sehr scharf gegessen wird. Allerdings sind Geschmäcker nun einmal verschieden. So auch in unsere Reisegruppe, wie an den Gesichtsausdrücken beim Essen unschwer zu erkennen war. Abschließend kann man sagen, dass die Leute einen sehr positiven ersten Eindruck bei uns hinterlassen haben - sehr freundlich, oft lächelnd, sehr nahbar wie kontakfreudig und hilfsbereit waren. Wir sind gespannt und freuen uns schon auf die folgenden Tage und Erlebnisse.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen